12. Etappe Refuge di Prati - Refuge d'Usciolu
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5:49 Uhr
Herrliche Aussicht, hier oben auf dem Punta della Capella (1.950m). Es ist etwas diesig, aber man kann doch an mehreren Punkten bis zum Meer sehen. Endlich wieder schweißtreibender, dich an die auf deinem Rücken lagernder Last erinnernder Aufstieg, ordentlich Steine und Fels, kaum Weg, so liebe ich dass. Wir sind gerade mal ne Stunde unterwegs schon auf dem ersten Gipfel, die Sicht ist fantastisch und es ist noch nicht einmal 8 Uhr. So muss das sein, und dann macht auch der Südteil Spass. Interessant ist auch, dass hier völlig andere Leute unterwegs sind, ich würde mal sagen hier sind, ohne jetzt gleich wieder überheblich klingen zu wollen, mehr die "Freizeitwanderer" unterwegs. Das hat man z. B. gestern Abend gemerkt, aus den Qechuazelten drang bis tief in die Nacht Gequatsche, Gelächter und Gesang, keine Disziplin, das Volk. Als ob das nicht genug gewesen wäre, wurde ich noch mit der neuesten Komposition des Duos "Thomi von links und Quechua von rechts" sanft aus dem Schlaf geschnarcht. So isses halt, ich hätte ja auch 1 Woche Gran Canaria All inklusive im 5 Sterne-Hotel buchen können, garantiert mit schnarchdichten Wänden, aber wer will sowas schon.
Da könnte Decathlon mit seiner Hausmarke "Quechua" ja nur noch Badelatschen verkaufen, wär ja auch nix!
Man stelle sich das mal vor, die beliebtesten europäischen Badeorte vollziehen sich, was ihre natürliche Besiedelung betrifft, einer kompletten Veränderung, Schlagzeile in der BamS:
Drama am Ballermann!
Adiletten von Quechiletten verdrängt!
16:17 Uhr
Nach einem weiteren, mich durchaus zufriedenstellenden Aufstieg zum Refuge d'Uscioulu freue ich mich hier anzukommen. Im Gegensatz zum gestrigen (siehe Nachtrag Refuge du Prati), soll dieses Refuge ein Vorbildliches sein. Diesen Eindruck erweckt es auf mich sofort bei der Ankunft. Der Gardien ist ca. 5 Jahre jünger als ich und hat einen beinahe luxuriös ausgestatteten Laden. Er hat frisches Obst, Getränke, Wanderschuhe, Stöcke und alles Mögliche zu essen. Ein korsischer Brebis-(Schafs-)Käse sticht mir sofort ins Auge, den muss ich haben. Als nächstes lese ich auf seinem Schild nur: "Plât chaude EUR 9,00, servis a 18:30".
Gestern habe ich festgestellt, dass meine Vorräte zur Neige gehen und ich mindestens eine warme Mahlzeit zu wenig dabei habe. Ein Packung war nämlich Müsli. Schnell greife ich zu und so freue ich mich auf ein korsisches 3-Gänge-Menü, mitten im Nirgendwo! Selbstverständlich gehe ich nicht zum Diner, ohne vorher den Käse mit Thomi, Monique und Markus (die Münchner) gemeinsam in einer kleinen Schlacht zu verschlingen.
Um diese Zeilen hier abschicken zu können, habe ich schon mal den ersten Anstieg der morgigen Tour erledigt, da am Refuge kein Empfang ist. Das Bild ist der Beweis, wer erkennt mein Zelt vom Gipfel aus?
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