3. Etappe Refuge de Carrozzu - Refuge d'Asco Stagnu
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Lac de muvrella 10:52 Uhr
Wieder mal ein harter Aufstieg, allerdings nicht ganz so anstrengend wie die ersten beiden. Eine Hängebrücke, viele "Chaines", Ketten und viel Fels. Die Ketten sind als Halteleine gedacht, werden jedoch hauptsächlich bei nassem Fels benötigt. Knapp am höchsten Punkt der heutigen Tour auf 1.850m habe ich unerwartet ein 3G-Netz. Somit kann ich die Notizen von gestern nachreichen, und ein paar Telefonate durchführen, z. B. meiner Mutter zum Geburtstag gratulieren. Heute ist doch der 9. Man verliert hier völlig das Zeitgefühl.
Der Regen von heute Nacht, es gab nämlich ein heftiges Gewitter, steigt heute in Form von Wolken an den Bergen auf, das wird sich heute Nacht gleich wieder abregnen. Jetzt auf zum See, mal
schauen ob ich später dann noch Netz habe.
Refuge d'Asco Stagnu 13:41 Uhr
Obwohl ich heute relativ spät, nämlich erst um 8 Uhr losgelaufen bin, habe ich um 14:00 Uhr das Refuge erreicht. Ich war der Meinung ich hätte heute langsam gemacht, dabei habe ich heute die
Zeitangabe von 6:30 h um eine halbe Stunde unterschritten. Entweder werde ich fitter, oder die Angaben stimmen halt doch nicht immer. Das Refuge Haut Asco ist ein Sonderfall, ist es doch direkt
neben einer Talstation eines, leider stillgelegten, wenigen Skigebiete Korsikas. Dieser Punkt ist durch eine Strasse erschlossen, in Berichten anderer Trekker habe ich immer wieder darüber
gelesen, dass es eine wahre Freude ist, an diesem Punkt anzukommen, sie sofort an die Skistation gehen und erst mal ordentlich essen gegen. Ich gehe in das Refuge lege meine 6 EUR hin, die dieses
mal endlich parat gelegt habe, und nicht meinen kompletten Rucksack durchsuchen muss.
Ich will schon wieder gehen um mein Zelt aufzubauen, zu duschen usw. Ich drehe mich nochmal um und da überkommt es mich, der Gardien hat doch tatsächlich frische Früchte und Obst da, ich freue mich wie ein kleines Kind wenn Ostern und Weihnachten der letzten 10 Jahre zusammenfallen, kaufe in meinem Glück eine Banane, einen Apfel und zwei Tomaten für 2 EUR. Als ich aus dem Refuge raus laufe schreit der Franzose der die ganze Zeit vor mir lief: " Boah! Il a des fruits, des Tomates, un Pomme et une Banane..."der freute sich genau so wie ich. Die Tomaten verschlinge ich noch auf dem Weg zum Zelt, auch die Banane muss auf dem Weg dran glauben, den Apfel hebe ich mir für später auf.
10 min später ist auch der Apfel vertilgt!
Ja so eine Tour bringt einem die einfachen Freuden mal wieder ganz nahe! Übrigens, die Deutsche Truppe nannte mich auf der Tour heute nur den "Ameisenmann" lesen die hier mit?
17:19 Uhr
Weil ich gerade Netz hab, ich einen Daypass Internet gekauft hab, weil Sonhild mich so schön motiviert hat und, weil, this One is for you Mr. "ich bin grad im Schwarzwald unterwegs..." Kirsch von der Telekom, weil ich's kann, noch ein Eintrag.
Telekom: Eigentlich wollte ich solche Themen ja zu Hause lassen, aber dass ich um diese Thema nicht rumkomme war eh klar! Also, kleine Rechenaufgabe Mr. Kirsch: der höchste Berg im Schwarzwald ist so ca. 1.500m (nit ganz) hoch, der höchste Berg Korsikas ca. 3.000m (nit ganz) über die Fläche wollen wir gar nicht reden. Doppelt so hohe Berge = doppelt so gutes Netz?!? Und nicht nur schwarzweiss (Edge), nee Farbe und FullHD (3G). Was macht die Telekom nur mit dem ganzen Geld?
So, genügend Aufmerksamkeit für die Jungs mit "dem besten Netz"!
Anbei noch ein Bild von meinen ameisenfreien neuen Grundstück auf Haut Asco. Hier ist deutlich mehr Platz und dementsprechend netter angelegt sind die Zeltplätze. Ich hab's mir hier richtig gemütlich gemacht und endlich mal ordentlich Platz meine Ausrüstung zu checken. Die Müsli- und Früchteriegel-Vorräte haben schon ordentlich abgenommen ansonsten scheint alles in bestem Zustand. Mein Solarpanel hat schon zwei tiefe Kratzer, liefert aber noch ordentlich Strom, sieht gut aus. Die Stöcke sind ordentlich verkratzt, die Stockteller völlig abgenutzt, da sieht man wenigstens dass ich tatsächlich da war. Ach und übrigens "Quechua" der allgemeine Franzose scheint nur diese Marke zu kennen. Quechua-Zelt, Quechua-Rucksack, Quechua-Matte, Quechua-Shirts usw. Haben die hier in Frankreich jetzt ne Planwirtschaft seit der kurze nicht mehr dran ist, oder wie? Mitten in Fels wird man angeschrien "which Brand are your Shoes?", "Cette du solaire?" "Achêter en Internet?" Das ist jede zweite Frage, ja ich hab's im Internet gekauft, aber bei uns gibt es Läden, ganz viele mit ganz vielen verschiedenen Marken, die nicht so klingen als hält das Zeug die Verpackung im Rucksack nicht stand, oder fällt vor der Benutzung auseinander, Quechua, also wirklich...
Noch ein kleiner Ausblick auf morgen, wer weiß ob ich dann noch Empfang hab, vielleicht bombardiert die Telekom ja die korsischen Masten, um nicht so schlecht dazustehen.
Morgen ist die anspruchsvollste, schwierigste, und "kribbligste" wie Karl-Heinz, ein deutscher Wanderer, vorhin auf dem Berg sagte, dran: 800m stetig bergauf um dann abrupt nochmal 300 m im einer schwindelerregenden Steilheit über "arschglatte" Platten auf kürzester Strecke anzusteigen. Voilà: "La Cirque de la Solitude", DIE Schlüsselstelle der kompletten 180 km. Darauf freue ich mich jetzt schon ein Jahr lang, hab aber auch riesigen Respekt davor. Naja, wir werden sehen, aber wenn's die Franzosen schaffen...
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